Aus der Sicht einer Norddeichjungfrau:

Tagebuch Eintrag Nr.1 – 16.05.07

Liebes Tagebuch!
Heute morgen ging es endlich los. Voller Spannung hatte ich die Fahrt nach Norddeich erwartet. Was hatte man nicht alles gehört! Von Menschen, die in Krachten fallen, von Menschen, die nie ins Bett fallen, von Menschen, die sich im Alkohol konservieren!
Irgendeiner meinte sogar, dass man in Norddeich auch Tischtennis spielt, aber damit rechnete ich nicht wirklich.
Naja, das Wetter bei Reiseantritt war auf jeden Fall nordisch. Regen sollte uns begleiten.
Abfahrt: 08:00 MEZ.
Erstes Highlight: Obligatorische (man merkt, ich habe was gelernt) Currywurst an der Raststätte Münsterland. Gut das Ding.
Ansonsten war die Fahrt ohne größere Höhepunkte. Die Norddeich Erfahrenen schwelgten ein wenig in Erinnerung und Alex hatte ständig Hunger. Typisch.
So gegen 15.00 Uhr näherte man sich dann dem gelobten Land. Erste Überraschung: Alles flach. Naja, so ist das wohl im Norden. Nun gut, dann erst mal Quartier checken. Sportskamerad Vöhl empfing uns bereits freudig an der Tür. Im Gepäck ne komplette Familie! Ansonsten gepflegtes Äußeres und Inneres, retro Charme bei der Möbelauswahl. Zimmeraufteilung ging dann schnell. Alex wollte unbedingt mit Jens ins Ehebett (na dann). Schosch und ich teilten uns das Jugendzimmer. Bemerkenswert: Ein Babybett stand auch im Jugendzimmer. Naja, vielleicht brauchs der Schorsch später mal. Leider hatte Heiko die Kühlschränke noch nicht gefüllt, aus diesem Grund machte man sich auf den Weg ins obligatorische Einkaufszentrum. Die Wagen waren gut gefüllt und die Kassiererin freute sich über gigantische Umsätze.
Nächster Halt: Fischbude. Nächste Überraschung: Man ist bekannt! Nun gut, ich stelle fest, meine Marbächer Vorgänger haben sich im hohen Norden scheinbar einen Ruf erarbeitet. Ob gut oder schlecht, bleibt abzuwarten.
Dann mal ab zum Hafen mit Karl- Heinz Schaub Städtetours. Nur blöd, dass das Wasser wohl Angst vor uns hatte. Es hatte sich auf jeden Fall etwas zurückgezogen. Dessen Vertrauen war also noch nicht gewonnen.
Dann mal zurück in die Wohnung. Proviant verstauen und schick machen für das Gala Dinner. Das nahmen wir im Jever Eck ein. Die haben so viel Fisch hier oben, dass die den sogar verkaufen! Das Angebot nahmen wir an und orderten ein paar der grätenhaltigen Kameraden. Damit es besser rutscht, gab es noch die eine oder andere Hopfenkaltschale dazu.
Zur Verdauung machten wir dann noch nen Spaziergang über den Deich. Respekt, was da der Wind pustet. Da krallst du dich mit den Fußnägeln förmlich in den Asphalt, um nicht abzuheben.
Der Abend klang dann nett vorm Fernseher aus. Eine besondere Spezies gesellte sich am Abend noch zu uns: Menno und Sascha. So genannte Einheimische. Scheinbar waren die gerade erst aufgestanden, anders lässt sich ein freudiges „MOIN“ wohl kaum erklären.
Als sich die Gäste verabschiedeten, und Sevilla den UEFA Pokal geholt hatte, entschloss man sich, den Betten einen Besuch abzustatten. Liebes Tagebuch, ich kann dir sagen: Ich habe alles versucht, ich war tapfer, aber letztlich bin ich nach 10 Minuten gescheitert. Raus aus der Kiste, rüber zu Vati und Mutti ins Elternschlafzimmer: „Her mit dem OROPAX, der Schorsch zersägt den gesamten norddeutschen Waldbestand!“
Mit den Stöpseln im Ohr liefs dann besser. Spiel, Satz und Sieg: Nachtruhe!
Schlaf gut, liebes Tagebuch!

Tagebuch Eintrag Nr.2 – 17.05.07

Liebes Tagebuch!

Voller Tatendrang stand man pünktlich um sieben Uhr auf. So lieb ich das. Der ein oder andere sah noch etwas zerknautscht aus, aber naja, wir wollten uns ja auch nicht für ein Playgirl Cover ablichten lassen.
Einer hatte aber wieder Hunger. Alex. Also beschloss man, Brötchen zu holen. Verkehrsmittel der Wahl sollten die hauseigenen Fahrräder werden. Somit gab es auch gleich mal was zu lachen. Auf Maß gearbeitet ist halt was anderes. Beim Bäcker stellte man fest, dass es auch höchste Eisenbahn für Alex war. Der konnte sich vor Schwäche kaum noch halten.
Nach dem Frühstück gings dann auf den Fischmarkt. Die verrückten Norddeutschen Verkäufer haben sich da ganz schön angeschrieen! Vielleicht hat einer dem anderen die Frau ausgespannt. Naja, hier oben nennen das die Einheimischen „Marktschreier“. Lustig war es allemal. Und gelernt hat man auch was. So verkleben Schaumwaffel nach Aussage des Gemüsebrüllers den Darmausgang. Ich werds mal bei Gelegenheit ausprobieren. Wichtig auch die Tatsache, dass die Wurst des Wurstbrüllers so hart ist, das man damit praktisch den Verkaufswagen zertrümmern kann.
Die Stimmung war gut aber dann kam die traurige Erkenntnis. Mist, da war doch noch was. Tischtennis! Also ab in die Halle.
Dort gabs dann ne freudige Begrüßung von Seiten der Norder. Scheinbar sind wir doch nicht ganz so unbeliebt.
Erste Ernüchterung beim Einspielen. Entweder sind die Bälle hier oben kleiner, oder mein Schläger ist geschrumpft. Anderen schien das weniger auszumachen.
Na gut, versuchen wir es mal. Was uns allen zu Gute kam war die Tatsache, dass der Gegner dem Marbacher Trikot ein enormen Respekt zollt, egal wer drin steckt! Dies machten sich am Besten Alex und Schosch zu Nutze. Beide erreichten das Finale der Herren B Hauptrunde. Was dort abgehen sollte, war dann der absolute Wahnsinn. Schosch in der Form seines Lebens, gewinnt die ersten beiden Sätze. Aber Alex kämpft sich zurück (das angeschossene Wild ist das gefährlichste!) und dreht das Ding noch. In meinen Augen das mit Abstand beste Spiel des Turniers (auch wenn das nur ein laienhafte Einschätzung ist). Platz eins und zwei somit an Marbach!
Das wollte man natürlich feiern. So gings nach kurzem, gemeinsamen Abendessen zurück in die Halle auf die Turnierfete.
Schon beim Eintreten merkte ich, dass die Band uns wohl nicht mag. Jedenfalls versuchten die uns mit einer enormen Lautstärke aus dem Vorraum zu blasen. Half aber nichts, wir blieben standhaft.
Irgendwann entschied man sich dann aber doch, den Heimweg anzutreten und nach einem kurzen nächtlichen Spaziergang erreichte man den (neu)heimatlichen Hafen.
Soviel dazu, schlaf gut, liebes Tagebuch!

Tagebuch Eintrag Nr.3 – 18.05.07

Liebes Tagebuch!

Heute hatte ich frei! Ich und der alte Mann (Alex) entschieden uns also, ein wenig für die Entspannung und Schönheit zu tun. Nach ner kurzen Einkaufstour, bei der man sich auch die weltschönsten Badehosen gönnte, machte man sich auf den heimischen Wellnesstempel.
Liebes Tagebuch, wenn es eine Sportart gibt, in der man Alex schlagen kann, dann ist es Schwimmen. Ansonsten versuchte man sich noch auf der todbringenden Rutsche und verbrachte so nen ruhigen Nachmittag.
Zimmergenosse Schosch sah das genauso und man fand diesen bei der Heimkehr relaxend im Wohnzimmer vor. Gemeinsam entschloss man sich, den Weg in die Halle anzutreten, um die schwitzenden Kameraden anzufeuern. Das half aber leider nicht viel und man ging an diesem Tag ohne Medaille nach Hause. Aus der verwöhnten Marbacher Sicht eine mittlere Katastrophe! Hier ist also Potential für das nächste Jahr vorhanden!
Am Abend machte man deswegen nen ruhigen. Die meisten spielten Doppelkopp (ein verwirrendes Spiel, wie ich finde), der Rest konzentrierte sich auf sein Inneres.
Morgen wollen wir wieder groß angreifen! Schlaf gut, liebes Tagebuch!

Tagebuch Eintrag Nr.3 – 19.05.07

Liebes Tagebuch!

Der Wecker klingelt, ich werde wach, ach heut ist ein schöner Tag! Punkt 08.00 Uhr hieß es aufstehen, denn heute sollte auf breiter Front Tischtennis zelebriert werden!
Einer durfte leider nicht mitmachen. Unser Kapitän wurde vom Ausrichter als zu stark befunden. Wenn die wüssten, dass der nur so tut!
So teilte man sich am frühen Morgen. Während es die einen die Halle zog, zogs die anderen aufs Meer!
Schosch wieder bärenstark, triumphierte bei den Herren C in der Hauptrunde und holte Gold ins Hessenland. Was aber viel wichtiger war, er holte bei der Tombola das Fässchen Jever als gefühlten Hauptpreis in die eigenen Reihen!
Dem sollte sich ein ausgeprägter Feierreigen anschließen. Back home füllte man sich den Magen mit Grillgut, Jever und nem Kurzen zur Verdauung. Dem Spender sei ein Trullala, Trullala, Trullala…
Doch nicht genug. Es stand noch ne Einladung der Nordener zur inoffiziellen Spielerfeier in irgend so ner Pinte, von der ich den Namen vergessen habe, aus.
Also auf. Los gings in folgender Besetzung: Margarethe, Heiko, Schosch, Alex und Alex, Jens, Marco und ich, der Verfasser. Bestbesetzung also.
Nach einem triumphalen Einzug in die Ruhmeshalle (vielleicht wars auch einfach nur ein Gewölbekeller), entschloss man sich den Nordenern mal zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Angriff auch breiter Front: Tischfußball, Singen (Brüllen), Tanzen, Trinken. Alle Disziplinen wurden von uns mit Bravour gemeistert! Man kann wohl mit Recht behaupten, dass dieser Abend nicht nur in die Annalen eingeht, sondern auch deutlich von uns geprägt wurde. Wäre es ein TT Spiel gewesen, wir wären die Gewinner!
Unser Anführer an diesem Abend: Schosch. Besondere Auszeichnungen: Bester Brüller, wackligster Tänzer, bester betrunkener Tischfußballspieler und bester Einschlafversuch bei voll dröhnender Musik auf ner Bank mit 10cm Breite.
Wenns am Schönsten ist, soll man bekanntlich gehen und so machten wir uns gegen 03.00 Uhr auf den Heimweg. Am frühen Morgen, so gegen 06:00 Uhr kassierte Schosch dann noch die letzte Auszeichnung, verliehen von mir höchst persönlich: Lautester Schnarcher!
Liebes Tagebuch, ich fasse es nicht…

Tagebuch Eintrag Nr.4 – 20.05.07
Autsch. Tischtennis? Heute? No way. Nach kurzer Nacht die Erkenntnis, dass Tischtennis schmerzhaft sein kann. Vor allem. Wenn die Vorbereitung mies war.
12.00 Uhr solls anfangen. Vielleicht sollte man den Nordenern den Vorschlag machen, den Anstoß generell auf 16.00 Uhr zu legen?
Na gut, versuchen wollten wir es ja wenigstens. Und was dann? Wow, irgendwie liefs doch und man zog zu dritt in die Hauptrunde der letzten acht ein und zu zweit in die Trostrunde.
Bilanz an diesem Tag: Alex 2ter bei Herren Hauptrunde S/A, Heiko und Jens 3ter in der Trostrunde. Besonders erfreulich: Wolfgang gewinnt die Hauptrunde Herren E.
Also ein erfreulicher spielerischer Abschluss. Ich machte mich dann bereits am späten Nachmittag vom Acker, die restlichen Jungs blieben noch nen weiteren Tag.

Mein Fazit:
Die Angst des Wassers vor den Marbächern hielt an und so sah ich es nicht ein einzig mal. Auch ne Leistung.

Einige wichtige Erkenntnisse habe ich mitgenommen:

* Fahrrad fahren kann anstrengend sein, muss aber nicht
* Selbst die größten Langschläfer bekommt man morgens aus dem Bett
* 2 Rollen Toilettenpapier reichen nicht für 4 Mann und 5 Tage
* Alex und Jens essen Hai
* Norddeutsche sind nicht, dem allgemeinen Vorurteil widersprechend, untergekühlt
* Das Wetter ist es hingegen
* Oropax ist für mich persönlich die Erfindung des Jahrhunderts

Das war Norden aus der Sicht einer bis dato Norden-Jungfrau.
Meine Meinung: Das mach ma ma wieder!

Liebes Tagebuch, wir hören voneinander…